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  • AutorenbildManuel Naranjo

9 Tipps für gute Sprechertexte

Aktualisiert: 22. Juni 2021

In meinem Beruf als Sprecher bin ich täglich mit Texten konfrontiert. Meine Aufgabe ist es, diese Texte durch meine Stimme und meine Interpretation zum Leben zu erwecken. Ich bin bildlich gesprochen das Transportmedium für die Botschaft. Durch die Regieanweisung meiner Kunden und meine Interpretation kann dieses Transportmedium je nach Botschaft mal ein rassiger Sportwagen oder mal eine gemütliche Limousine sein. Doch was bringt ein edles Fahrzeug, wenn der getankte Brennstoff, oder eben der Text der Botschaft nicht genügend raffiniert ist? Aber lassen wir das bildliche Vokabular nun beiseite und widmen wir uns dem eigentlichen Inhalt, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde mit meinem Beruf so viel verdienen, dass ich mir einen rassigen Sportwagen oder gar eine Limousine mit Fahrer leisten könnte. Denn das ist nur einer Hand voll Kollegen aus Hollywood vergönnt...


Wenn ich also Texte zum Sprechen bekomme, egal ob für kurze Werbespots oder längere Off-Kommentare in Filmen, stelle ich relativ schnell fest, ob dem Textverfasser bewusst war, dass er einen Text schreibt, der gesprochen wird. Denn ob ein Text gehört oder gelesen wird, ändert die Anforderungen an den Autor ganz erheblich.


Der wichtigste Unterschied ist, dass der Zuhörer keine zweite Chance bekommt. Er kann also nicht, wie beim Lesen nochmals zum Satzanfang zurückspringen, wenn er den Satz nicht verstanden hat. Sie haben also nur eine Chance Ihre Botschaft erfolgreich zu übermitteln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Text einfach, verständlich, strukturiert und trotzdem knackig formuliert ist. Als oberster Grundsatz gilt zudem: So wenig wie möglich, so viel wie nötig!


Folgend zähle ich Ihnen neun Punkte auf, die Sie beim Verfassen von Sprechertexten berücksichtigen sollten:


1. Zielgruppe festlegen:

An wen richtet sich der Text? Wen will ich mit meiner Botschaft erreichen? Alter, Geschlecht, Bildung, Interessen? Diese Kriterien spielen eine wichtige Rolle, um den nächsten Punkt zu definieren.


2. Zielgruppengerechte Formulierung

Wie spricht meine Zielgruppe? Welches Vokabular ist angebracht? Auf welche Formulierungen reagiert meine Zielgruppe, auf welche nicht?


3. Text sinnvoll und logisch strukturieren

Führen Sie den Hörer durch den Gedankengang. Wie schon erwähnt, kann es der Zuhörer nicht nochmals nachlesen, wenn er den Sinn der Botschaft nicht verstanden hat. Nutzen Sie diese eine Chance Ihre Zielgruppe zu erreichen!


4. Das wichtigste am Anfang und/oder am Schluss.

Am Anfang und am Schluss haben Sie die grösstmögliche Aufmerksamkeit der Zuhörer, damit Sie Ihre Botschaft auf den Punkt bringen können. Fügen Sie am Schluss einen sogenannten Hook ein, dieser sollte wie ein Haken oder ein Anker im Gedächtnis des Zuhörers bleiben. Das kann je nach Zielsetzung die Kernbotschaft, das aktuelle Angebot oder einfach der Claim der Marke sein.


5. Fachbegriffe sparsam verwenden.

Wenn Sie Fachbegriffe und Fremdwörter verwenden, erklären Sie diese kurz, damit Sie alle Zuhörer mit ins Boot nehmen können. Aber verwenden Sie diese so sparsam wie möglich, denn auch wenn Sie beispielsweise eine höhere Bildungsschicht mit Ihrem Text erreichen wollen, wirkt es abgehoben, wenn Sie zu viele Fachbegriffe in den Text packen. Zudem leidet die Verständlichkeit des Textes darunter.


6. Einfache, klare Sätze bilden.

Vermeiden Sie komplizierte Satzgebilde, wie Schachtelsätze und zu viele eingeschobene Teilsätze. Denken Sie daran: Sie sprechen Hörer an, nicht Leser!


7. Komplexe Sachverhalte auf mehrere Sätze aufteilen.

Entwirren Sie Ihre Botschaften und teilen Sie diese auf zwei oder mehr Sätze auf. Das mag Ihnen anfänglich etwas seltsam vorkommen, aber spätestens beim nächsten Schritt wissen Sie wieso.


8. Die Feuerprobe – Lesen Sie den Text jemandem laut vor!

Lesen Sie sich während dem Verfassen Textabschnitte laut vor, falls Sie nicht sicher sind, ob das reibungslos gesprochen werden kann oder ob Sie den Sinn wunschgemäss transportieren.


Danach lesen Sie den Text jemandem vor, der keine Vorkenntnisse hat. Fühlt sich Ihr Gegenüber angesprochen? Kann er/sie die Kernbotschaft in eigenen Worten widergeben? Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, sind Sie auf gutem Weg. Falls Sie Zeitvorgaben haben (z.B. bei Werbespots) versuchen Sie es mal in der vorgesehenen Zeit zu lesen.


9. Floskeln vermeiden (ihr kompetenter Partner usw.)

Seien Sie kreativ. Vermeiden Sie Floskeln, die alle verwenden. „Ihr kompetenter Partner“ etc. Versuchen Sie stattdessen die Vorzüge Ihres Auftraggebers als Kundennutzen zu formulieren. Was bekommt der Kunde hier, was er woanders nicht bekommt. Ausnahme: Sie nehmen den Claim einer Marke. Da gibt’s natürlich nichts zu rütteln.


Wenn Sie diese neun Punkte in Ihrem nächsten Sprechertext berücksichtigen, können Sie sicher sein, dass Ihre Botschaft besser ankommt, weil auch der Sprecher weniger denken muss und deshalb freier und überzeugender interpretieren kann.


Denn wenn der Text und die Interpretation des Sprechers in einer Symbiose verschmelzen, erzielen Sie auch den gewünschten Erfolg bei Ihrer Zielgruppe.


Falls Sie aber das Gefühl haben, dass Ihr Text trotz meinen Tipps noch nicht auf den Punkt gebracht ist, holen Sie sich Hilfe von einem Profi. Lesen und Schreiben kann zwar jeder, aber Profis, wie Yvonne Ineichen von wortsprudel.ch, können mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how Ihren Auftritt auf ein nächsthöheres Level heben.

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